Das Brukenthal-Palais auf dem Großen Ring ist das repräsentativste Gebäude Hermannstadts. Zum Unterschied von anderen, größeren Palästen, die auf Freiflächen stehen, war dieser Bau durch das Ausmaß der Parzellen, auf denen er errichtet wurde, eingeschränkt. Hier standen ursprünglich zwei mittelalterliche Häuser. Das eine hatte die Gattin Brukenthals, Sofia Katharina von Kloknern, von ihrem Vater geerbt. Das zweite an der Nordseite erwarb Brukenthal später vom Senator von Offner.

Der Palast hat einen rechteckigen Grundriss mit Innenhof. Bei der Raumaufteilung wird das erste Stockwerk besonders hervorgehoben; hier befinden sich straßenseitig die fünf wichtigsten Zimmer: der Salon, die Empfangsräume und Kabinette. Die Räume sind mit Tapeten und kunstvollem Holzwerk geschmückt und mit Kachelöfen ausgestattet. Der Dekor der Seitenkabinette trägt orientalischen Züge. Zwischen 1786 und 1788 wird auch der zweite Hof fertiggestellt, mit Wirtschaftsgebäuden und Ställen, die später aufgestockt wurden und die Bibliothek beherbergten. Mit besonderer Sorgfalt ist der plastische Außen- und Innenschmuck ausgeführt, die Steinmetz- und Bildhauerarbeiten, Haupt- und Nebenportal. Zahlreiche kunstfertige Meister wirkten an diesem beeindruckenden Bau mit, darunter der Klausenburger, in Hermannstadt ansässig gewordene Bildhauer Simon Hoffmeyer, der Steinmetz Anton Hertzum, der Baumeister und Zimmermann Franz Burger.

Das Hauptportal umgibt reicher plastischer Schmuck: das vergoldete Wappen Samuel von Brukenthals, daneben andere barocke Ornamente, wie Urnen, Rosetten, Girlanden. Die Reliefschnitzereien der eichenen Torflügel stellen die Embleme der schönen Künste, der Malerei und der Musik dar (die Eule, der Schild der Minerva mit dem Antlitz der Medusa, die Malerpalette), sowie das Symbol des Überflusses (das Füllhorn mit Obst und Feldfrüchten). Durch das Hauptportal gelangt man erst in den Palast, dann in den Innenhof, wo sich ein zweites, dem ersten ähnlich strukturiertes Portal befindet.

Im Erdgeschoss, im Toreingang linker Hand, ist eine Türeinfassung vom Teutsch-Haus in der Wiesengasse/Str. Tipografilor 4 angebracht, ein Werk des Thomas Lapicida von 1552.

Das erste Stockwerk beherbergte die Wohnräume des Besitzers sowie Gästezimmer. Das zweite Stockwerk ist den Sammlungen vorbehalten sowie der anfänglich in einem Seitenflügel untergebrachten Bibliothek. Das Musikzimmer zeigt eine orientalische Blumentapete aus feiner Leinwand, die seitlich angrenzenden Räume besitzen eine rote Seidentapete. Die Wände der Seitenkabinette sind mit einer chinesischen Papiertapete mit orientalischen Motiven – exotische Vögel, blühende Gewächse – bespannt. Mit besonderem Kunstverstand sind Türfassungen und -flügel, Fensterrahmen und -läden ausgeführt. Sie sind mit Einfassungen und Medaillons verziert, die Fenstersprossen tragen Perlen und Rosetten. Von außergewöhnlichem Wert sind die zwölf Supraporte aus Lindenholz mit vergoldeten Schnitzereien. Acht davon sind mit Szenen aus dem Werk Ovids geschmückt. Im linken Schlafkabinett sehen wir vier Szenen aus der „Geschichte des Bacchus" (Metamorphosen), rechter Hand weitere vier Darstellungen: „Die in eine Sonnenblume verwandelte Clytia" (Metamorphosen), „Luna und Endymion" (De arte), „Der in eine Blume verwandelte Narziss" (Metamorphosen) und „Arion auf dem Rücken des Delphins" (Fasti).

Lage:

FOTOS:

Kommentar schreiben:

Commenting is not available in this channel entry.